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Wald, Bäume und Waldführer/in

Aktualisiert: 11. Feb. 2022




Ca. 30 % der Landesfläche in Deutschland sind bewaldet[1]. Bei dem vermeintlichen Wald handelt es sich jedoch größtenteils um von Menschen angepflanzte und gestaltete (Nutz)Flächen. Selbst alte Wälder wurden seinerzeit von Menschenhand geschaffen. Urwald oder Primärwald sprich Wald, der ohne menschlichen Eingriff entstanden ist, gibt es in Deutschland nicht mehr oder je nach Definition allenfalls weniger als ein Prozent.


Würden wir den Wald lassen, würde er wohl 90 % der Landesfläche[2] erobern zumeist mit Mischwäldern aus Buchen und Eichen. Fichte, Kiefern u. ä. würden kaum bis nicht vorkommen. Sie wurden bzw. werden nach wirtschaftlichen Ausrichtungen als schnellwachsende Baumarten zur Holzgewinnung in Plantagen angepflanzt.


Ich liebe den Wald - die Gerüche, Geräusche, Stimmung, Farben, Licht und Stille. Aber was ist Wald eigentlich und vor allem was macht seine primären Lebewesen, die Bäume aus und sind es wirklich „nur“ die Bäume?


Wer könnte das zeitgemäßer vertiefend beantworten als Deutschlands bekanntester Förster Peter Wohlleben. Neugierig geworden durch das ein oder andere Interview war der Entschluss zügig gefasst und ich habe mich zur Ausbildung als Waldführerin an der Waldakademie in Wershofen/Eifel angemeldet. In Theorie und Praxis wurde Fachwissen zu Bäumen, Pflanzen und Tieren vermittelt, die aktuelle Forstwirtschaft beleuchtet wie auch Grundlagen zu Naturpädagogik und rechtlichen Themen u. w. vermittelt.


Der Wald ist ein faszinierendes wie auch verletzliches Ökosystem, das es mehr denn je zu schützen gilt. Der Wald ist eine natürliche Klimaanlage – nachweislich sind Waldflächen im Schnitt 10 Grad kühler als das Umland. Die Differenz zu Stadtgebieten kann sogar fast das Doppelte betragen, Waldflächen sind CO2 –Speicher, Bäume können aktiv zur Wolkenbildung beitragen. Der Wald ist also unser bester und schönster Partner in der Gegensteuerung zum Klimawandel und als Heimat von Tier- und Pflanzenarten ein wichtiger Hort zum Erhalt der Artenvielfalt.

Diesen Partner gilt es zu schätzen und zu verstehen. Ein Baumleben umfasst eine zeitlich andere Dimension als ein Menschenleben. Bäume können 300, 500 Jahre und älter werden. Der älteste Baum der Welt, eine Fichte (Picea abies) in Schweden bringt es auf ca. 10.000 Jahre.


Die Gier nach dem Rohstoff Holz, schnell fortschreitende Flächenversiegelung, Rodungen zur Gewinnung landwirtschaftlicher Flächen, fehlgeleitete Subventionspolitik und Forstwirtschaft setzen diesem Partner höchst gefährlich zu.

Doch es gibt Lösungen, wenn wir den Blick für das Potential schärfen: die bestehenden Wälder gilt es zu schützen. Im Idealfall in höheren Anteilen durch geschützte Wildnis- oder Urwaldgebiete, wo der Wald sich ohne jeglichen Eingriff von Menschen entwickeln darf. Der Bedarf an Holz muss deutlich einschränkt bzw. die Nutzung des Rohstoffes Holz muss bewusst und nachhaltig erfolgen. Papier ist zu wertvoll, um es bedenkenlos zu verschwenden. Holz ist kein billig nachwachsender klimafreundlicher (eine äußerst bedenkliche Fehlinterpretation) Rohstoff, der gnadenlos verheizt werden darf.

Ebenfalls trägt der unverhältnismäßige Fleischkonsum zur Vernichtung von Wäldern bei - sei es vor der Haustür oder in Regenwaldgebieten. Sei es für Weideflächen oder zur Erzeugung der Futtermittel. Ebenso zerstörend sind die gigantischen Anbauflächen mit Ölpalmen zur Erzeugung von Palmfett für Biodiesel, Verwendung in der Lebensmittelindustrie, in Reinigungsmittel etc. Diese Wälder und Flächen sind geografisch nicht in unmittelbarer Sichtweite, der Klimawandel und die damit verbundenen Wechselwirkungen kennen jedoch keine Grenzen. In einer globalen Welt bedeutet Konsum Verantwortung und über den Tellerrand zu schauen.

Hier ist jede/r Einzelne gefragt und sollte sich dringend und zwingend mit seinem (Konsum) Verhalten auseinandersetzen oder noch besser vieles erst gar nicht in den Einkaufskorb oder gar auf den Teller lassen.


Der Erhalt des Waldes sichert unser Leben unter verträglichen Bedingungen. Bäume gibt es seit rund 300 Millionen Jahren auf der Erde; die Spezies Mensch seit ca. 300.000 Jahren. Die Bäume sind also glänzend ohne uns ausgekommen. Hingegen ein Leben ohne Bäume ist für uns nicht sehr erfreulich bis unmöglich.


Gern werde ich an dieser Stelle weiter über die grünen klugen Riesen berichten… vielleicht treffen wir uns auch bald auf einer Waldführung…ich würde mich freuen.



19.01.2022 / Claudia Zengerling


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